01.12.2020 15:11 Uhr - Europameisterschaft - Eric Dobias, dpa
Keine normale EM: DHB-Frauen müssen Corona-Krise ausblenden
Nach der Ankunft in Dänemark absolvierten die
deutschen Handballerinnen den vorgeschriebenen Corona-Test, dann ging
es erst einmal auf die Hotelzimmer in die Isolation. Trotz der alles
andere als normalen Turnierbedingungen wollen die DHB-Frauen bei der
Europameisterschaft notfalls auch ohne Bundestrainer Henk Groener
sportlich auftrumpfen und die WM-Enttäuschung mit der verpassten
Olympia-Qualifikation endgültig hinter sich lassen."Die aktuelle Situation ist für alle Teams etwas Neues. Wir müssen
die Energie aufs Feld bringen und nicht Energie für andere Themen
vergeuden", forderte Kapitänin Kim Naidzinavicius mit Blick auf die
ungewöhnlichen Umstände in der Corona-Krise und gab die sportliche
Marschrichtung vor: "Ich hoffe, dass es dieses Mal für das Halbfinale
reicht."
Die EM-Vorfreude ist riesig - trotz diverser Einschränkungen und
fehlender Zuschauer. "Wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen von
den Gegebenheiten. Ich hoffe, dass wir auf der Platte zeigen können,
dass wir Feuer und Flamme sind für dieses Turnier", sagte Torfrau
Dinah Eckerle vor dem Auftaktspiel gegen Rumänien am Donnerstag.
Die Vorbereitung verlief allerdings überhaupt nicht nach Plan.
Zunächst zog sich Norwegen wegen der aktuellen Corona-Lage als
Co-Gastgeber zurück, wodurch der Deutsche Handballbund logistisch
komplett umplanen musste. Statt in Trondheim steigen die
Vorrundenspiele in der Gruppe D, wo Norwegen und Polen die weiteren
Gegner sind, nun in Kolding. Ein geplantes Vier-Länder-Turnier in
Bergen am vergangenen Wochenende wurde vom Veranstalter abgesagt,
sodass die DHB-Frauen den sportlichen Ernstfall nicht proben konnten.
Und dann fiel auch noch der Bundestrainer wegen eines positiven
Corona-Tests aus.
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"Natürlich merkt man, dass er nicht da ist. Auch menschlich. Es ist
schade, dass er uns nicht vorbereiten konnte. Das hatte er sich auch
anders gewünscht", sagte Eckerle über die ungewollte Abstinenz von
Groener. Der 60 Jahre alte Niederländer war am Dienstagvormittag wie
die aus dem Kader gestrichene Jennifer Rode nicht mit an Bord, als
die deutsche Mannschaft mit einem Charterflieger von Frankfurt nach
Billund abhob.
Von dort ging es weiter ins Teamhotel, das die Spielerinnen nur zum
Training und zu den Spielen verlassen dürfen. "Die Mannschaft kann an
einem freien Vormittag mal nicht an Sightseeing oder ähnliche
Geschichten denken", betonte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. "Das wird
eine Herausforderung für uns alle. Wir waren noch nie in solch einer
Situation", sagte Eckerle zu den ungewohnten Rahmenbedingungen. "Da
wird es ganz wichtig sein, dass wir uns im Hotel beschäftigen
können."
Damit es keinen Lagerkoller gibt, haben sich die DHB-Frauen für die
Freizeitgestaltung "mannschaftsintern ganz schöne Sachen ausgedacht,
damit man sich nicht den ganzen Tag mit solchen Themen beschäftigt",
berichtete Eckerle. Ganz ausblenden kann man Corona aber nicht, denn
alle drei Tage gibt es einen PCR-Test. Zudem gilt die Maskenpflicht
und das Abstandsgebot.
Trotz allem mache die Mannschaft "einen sehr fokussierten und
engagierten Eindruck", sagte Co-Trainer Alexander Koke. "Ich habe ein
gutes Gefühl." Er glaube fest daran, dass die Spielerinnen es
schaffen, sich trotz der widrigen Umstände "in einen EM-Tunnel zu
begeben." Aus dem will die DHB-Auswahl möglichst erfolgreich wieder
herauskommen.
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