02.12.2020 15:51 Uhr - Europameisterschaft - Eric Dobias, dpa und red
"Der Kopf ist beim Spiel": DHB-Frauen zum Auftakt gegen coronageplagte Rumäninnen
Amelie Berger abolvierte im Oktober die Tests gegen die Niederlande
Quelle: Marco Wolf Vor dem EM-Auftaktspiel gegen Rumänien drehte sich im
Teamhotel der deutschen Handball-Frauen fast alles um das Thema
Corona. Zwar gab die Europäische Handball-Föderation trotz eines
positiven Falls in der Mannschaft der Osteuropäerinnen grünes Licht
für die Partie an diesem Donnerstag (18.00 Uhr, live auf Sportdeutschland.TV) in Kolding, doch die
Angst vor einer Ansteckung bleibt - zumal es schon zuvor weitere
Corona-Erkrankungen bei den Rumäninnen gab. "Natürlich sehen wir die
Gefahr, dass die Infektionen innerhalb einer Mannschaft
weitergereicht werden", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer am
Mittwoch.Der Deutsche Handballbund stellt den Spielerinnen daher die Teilnahme
am Auftaktspiel frei. "Jede Spielerin muss für sich entscheiden, ob
sie spielen will. Wenn jemand ein schlechtes Gefühl hat und sagt, er
möchte nicht zu Verfügung stehen, werden wir das akzeptieren",
betonte Co-Trainer Alexander Koke als Vertreter des weiter zuhause
festsitzenden Bundestrainers Henk Groener.
Bis zur
Abschlussbesprechung erwartete Koke eine "ehrliche Rückmeldung" von
jeder Spielerin, "damit wir handeln können. Von unserer Seite gibt es keinen Druck, dass sie spielen müssen." Und DHB-Vorstand Axel Kromer stellte klar: "Es muss niemand teilnehmen, der nicht möchte."
Am Abend teilte der DHB mit, dass sich alle Spielerinnen für einen Einsatz entschieden haben. Grundvoraussetzung dafür sei jedoch, dass alle weiteren Tests bei den Rumäninnen negativ ausfallen. Somit werden alle vierzehn mitgereisten Feldspielerinnen auflaufen. Bei den Torhüterinnen haben Dinah Eckerle und Isabell Roch den Vorzug gegenüber Ann-Cathrin Giegerich erhalten.
48 Stunden vor der Partie hatte die EHF mitgeteilt, dass sich
Rumäniens Rechtsaußen Laura Moisa mit dem Virus infiziert hat. Zuvor
hatte es bereits Kreisläuferin Crina Pintea und zwei Masseurinnen
erwischt, die aber allesamt nicht mit nach Dänemark gereist sind. Die
am Dienstag erfolgten Corona-Tests beim EM-Vierten von 2018 fielen
wie bei den deutschen Spielerinnen alle negativ aus, teilte
DHB-Sportvorstand Kromer mit und betonte: "Der Auftakt wird wie
geplant stattfinden."
"Kopf ist beim Spiel"
Für die deutsche Mannschaft gilt es nun, den Fokus schnell auf das
Sportliche zu lenken. "Der Kopf ist beim Spiel", versicherte
Rechtsaußen Amelie Berger zwar. Koke hat jedoch beobachtet: "Die
Spielerinnen sprechen natürlich untereinander darüber." Die
Problematik werde das Team bis zum Auftaktspiel begleiten. "Die Vorbereitung auf Rumänien war sehr einfach, wir konzentrieren uns auf uns", so Koke. Aufgrund der fehlenden Testspiele in diesem Jahr habe man Bildmaterial nur von der letzten Weltmeisterschaft zur Verfügung gehabt, dies sei aber nur bedingt aussagekräftig. Koke betont: "Aber Spielerinnen wie Pintea und Perianu sind jetzt nicht dabei."
Dennoch blickt Koke dem Rumänien-Spiel, das von den französischen Spitzenschiedsrichterinnen Julie und Charlotte Bonaventura geleitet wird, zuversichtlich entgegen. "Wir
werden das beiseite schieben und uns auf unsere Aufgaben
konzentrieren. Ich bin guter Dinge, dass die mentale Stabilität bei
den Spielerinnen vorhanden ist", sagte der 41-Jährige. Amelie Berger betont mit Blick auf die ausgefallene Teilnahme an der Golden League: "Wir hatten zum Glück im Oktober die Testspiele mit Henk. Wir haben interne Testspiele gemacht und sind gut vorbereitet."
Ein Erfolg gegen Rumänien um Weltstar Cristina Neagu würde die
deutsche Mannschaft der Hauptrunde - dem ersten EM-Etappenziel - ein
großes Stück näher bringen. Weitere Vorrundengegner sind der
siebenmalige Rekord-Europameister Norwegen und Polen. Die besten Drei
kommen weiter. "Das erste Spiel hat immer eine besondere Bedeutung",
stellte Torfrau Dinah Eckerle fest. Und Koke ergänzte: "Ein Sieg kann
viel Selbstvertrauen für den Rest des Turniers bringen."
Wie lange der Co-Trainer bei der EM in der Verantwortung stehen wird,
ist noch offen. Bundestrainer Groener ist nach seiner
Corona-Erkrankung zwar nicht mehr ansteckend, kann aber momentan
keinen aktuellen Negativ-Test vorweisen und daher noch nicht nach
Dänemark einreisen. "Er muss keine Quarantäne mehr einhalten",
berichtete Kromer. "Wir rechnen relativ bald mit seiner Rückkehr,
ohne sie garantieren zu können."
Trotz der Abstinenz des Bundestrainers und der widrigen
Corona-Umstände müsse die Mannschaft den Fokus halten, um bei der EM
einen Schritt nach vorne zu machen. "Wir möchten Frauenhandball in
Deutschland präsenter machen", sagte Kromer. "Daher ist eine EM eine
Chance, sich erfolgreich zu präsentieren."
Kader DHB-Frauen:
Sportdeutschland.TV-Livestream Deutschland - Rumänien: